22. November 2021

BUSS- UND BETTAG

BUSS- UND BETTAG

Gottes Gnade .. Heiliger Geist ..

»Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt – das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern.«
Es ist interessant, wie Jesus hier den zweiten Teil des Liebesgebotes interpretiert! Denn diesen Satz finden wir so nicht in der Thora.

Es ist vielmehr eine Neuformulierung des Satzes: Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst. Ein Zitat aus Levitikus 19,18.

Wir sehen es hier im Altarraum unserer Kirche an der Wand.
Beide Aussagen setzen voraus, dass die Hörenden selbst eine gesunde Einstellung haben, keine selbstzerstörerische.

Es wird Empathie vorausgesetzt:

Du weißt, wie Du Deine Nächsten behandeln sollst, wenn Du im eigenen Denken und Fühlen spürst, was ihnen gut tut.
Das haben in den Tagen und Wochen nach der Regenflut viele Menschen getan.

Die haben sich auf den Weg gemacht in die Flutgebiete, haben Gummistiefel, Handschuhe und Schippen mitgenommen, manche sogar LKWs und Bagger oder anderes Gerät.
Sie haben empfunden, wie es denen gehen muss, die gerade ihren Hausstand verlieren. Mich erinnerte das an die Szenen auf dem Münchener Bahnhof, als 2015 die Flüchtlinge kamen.

Berge von Wasserflaschen und Bananen brachten mitfühlende Menschen zum Bahnhof, um den Ankommenden eine erste Stärkung zu geben. Es ist ein so ermutigendes Zeichen, wenn Menschen Mitgefühl zeigen,
und anderen helfen, die eigene Bequemlichkeit hintenan stellen.

Predigt

Man könnte glatt den Glauben an die Menschheit zurückgewinnen.
Wir sind so anpassungsfähig, im Guten wie im Schlechten.

Der Zeitgeist bleibt kaum ohne Wirkung auf uns, es sei denn, wir werden uns dessen bewusst und grenzen uns bewusst ab.
Durch die Gedenktage der vergangenen Wochen wurde mir erneut vor Augen geführt, wie die Kaiserzeit bis in den Ersten Weltkrieg prägte.

In der Nazi-Zeit trauten sich viele nicht, gegen die zunehmende Diktatur zu opponieren, die Gefahr der körperlichen und gesellschaftlichen Gewalt war groß.
Und heute wollen viele nicht mehr über die Coronamaßnahmen diskutieren.

Teils, weil sie es leid sind, teils, weil es so schwer ist, sich gegenseitig zu überzeugen, geschweige denn einen gemeinsamen Weg zu finden.
Unser Bibeltext aus Matthäus 7 verwendet die Metapher eines Tores, durch das Menschen gehen.

»Geht durch das enge Tor! Denn das Tor zum Verderben ist breit und ebenso die Straße, die dorthin führt. Viele sind auf ihr unterwegs. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dorthin schmal. Nur wenige finden ihn.« (V13)

Noch vor zwei Generation fand man in Wohnungen nicht selten Bilder mit breiten und schmalem Weg, mit Menschen darauf, die sich entsprechend verhalten.
Die Bitschaft lautete: „Schau, was passiert, wenn du den breiten Weg wählst!

Er führt in den Abgrund. Geh den schmalen Weg der führt in das Himmelreich!“ Da die Bergpredigt aus Einzelsprüchen besteht, haben wir keinen Kontext dieser Verse, der den Zusammenhang erhellen könnte.

Matthäus hat die Metapher Jesu auf die goldene Regel bezogen. An sich selbst zu denken führt auf den breiten Weg, ein genußvolles und oberflächliches Leben, im dem Du es Dir selbst leicht machst.
Wir wollen nicht über andere reden, sondern uns an diesem Tag selbst fragen:

Wie lebe ich im Verhältnis zu den Werten Jesu?
Welche Gewichtungen nehme ich vor zwischen mir und anderen?
Bleibt Zeit für das Wesentliche oder fällt das oft wegen Überlastung aus?
Beute ich mich gar selbst aus?
Wie wichtig ist mir die Anerkennung anderer?
Blende ich das Leid anderer aus?
Überfordert es mich – oder ist es mir zu unangenehm?
Bin ich als geistlicher Mensch spürbar?
Beziehe ich Gott wirklich betend in mein Leben ein?
Lasse ich mich vom Herrn korrigieren?
Bitte ich um Vergebung und Erneuerung?

Jesus setzt eine kraftvolle Folge von Bildworten an das Ende seiner Bergpredigt:

Das enge Tor und der breite Weg ins Verderben, die falschen Propheten, die Schafe, die in Wahrheit Wölfe sind, das Dornengestrüpp , in dem keine Weintrauben wachsen, die Disteln, die keine Feigen hervorbringen,
der gesunde Baum und seine Früchte. Jesus zeigt den Ernst seiner Predigt.

So fragen wir uns: Wo muss ich mich und mein Denken und Tun verändern?

Denken und Tun sollen übereinstimmen und sie sollen von Liebe und Mitgefühl geleitet werden.
Dazu bitte den Geist Gottes, Dich zu befähigen. Amen!